Fritz Kühn

Fritz Kühn (* 29. April 1910 in Mariendorf/Berlin; † 31. Juli 1967 in Berlin) war ein deutscher Kunstschmied, Bildhauer, Fotograf, Autor, Restaurator und Lehrer.

Fritz Kühn, einziger Sohn des Kunstschlossers Arthur Kühn, lernte früh die harte Arbeit in der 1926 gegründeten Werkstatt des Vaters kennen.

Nach der Schule begann er eine Lehre als Werkzeugmacher, die er mit Auszeichnung abschloss. Bereits in den Gesellenjahren begann er zu fotografieren. Er beschloss, als Kunstschmied eigene gestalterische Wege zu gehen.

1937 legte er die Meisterprüfung ab, eröffnete seine eigene Werkstatt im Süden Berlins und heiratete die Kontoristin Gertrud Moldenhauer.

Bald gaben sich Architekten und Bauherren die Klinke in die Hand, um die Ideen von Kühn in ihre Projekte zu integrieren.

1938 erschien im Wasmuth-Verlag das erste von zwölf Fach- und Kunstbüchern: „Geschmiedetes Eisen“. Kühn hatte in seiner Freizeit hunderte seiner Ideen einer zeitgemäßen Gestaltung in geschmiedete Belegexemplare umgesetzt und diese selbst fotografiert. Der Titel wurde von der Handwerkskammer zum Lehrbuch erklärt und gilt bis heute weltweit als wichtiges Standardwerk.

1942 wurde der Sohn Achim Kühn geboren. Fritz Kühn erweiterte seine Werkstatt.

1943 und 1945 fiel das Gebäude in Schutt und Asche. Fotografien, Zeichnungen und Entwürfe gingen verloren. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges baute Kühn mit Hilfe seiner aus Krieg oder Gefangenschaft zurückkehrenden Gesellen die Werkstatt aus den Trümmerresten wieder auf und erweiterte sie großzügig.

Unermüdlich engagierte er sich beim Wiederaufbau seiner Heimatstadt Berlin. Seine Leistung am Wiederaufbau von Berlin und anderer Städte wurde durch Verleihung des Nationalpreises 3. Klasse anerkannt.

Kühn bildete zahlreiche Gesellen aus. Seine Atelier-Werkstatt galt vielen als ein Ort, an dem man sich in besonderer Weise dem wachsenden politischen Druck zu entziehen vermochte.

Mit dem Titel „Sehen und Gestalten“, Seemann-Verlag Leipzig, traf Kühn den Nerv der Zeit. Bis heute findet sich dieses Buch in der Bibliothek vieler Familien.

Fotografien von Fritz Kühn wurden früh in Fachzeitschriften veröffentlicht und ausgestellt. Höhepunkte dieses Schaffensbereiches sind u.a. die Beteiligung an den Ausstellungen „Ungegenständliche Fotografie“, Basel 1960 und „Internationale Fotografie“, Brasilia/Brasilien 1960 sowie die Fotoausstellung „Gottes harte Herrlichkeit“ anlässlich des 10. evangelischen Kirchentages  in den Messehallen am Funkturm, Berlin 1961.

Drei seiner 12 Bücher wurden ausgezeichnet:

  • Aus meiner Gräsermappe, 1953 Seemann-Verlag Leipzig
    Ehrung „bellissimo“, Mailänder Buchmesse
  • Eisen und Stahl, 1957 Seemann-Verlag Leipzig
    ausgezeichnet als „Schönstes Buch des Jahres“
  • Kompositionen in Schwarz und Weiß, 1958 Bruckmann-Verlag München
    ausgezeichnet als „Schönstes Buch des Jahres“

Der Weg des Künstlers war überschattet durch zwei Weltkriege, die Teilung des Vaterlandes und den Bau der Mauer 1961. Wie viele seiner Generation arbeitete er unermüdlich und eigentlich immer.

Nach der Beteiligung am Pavillon der Bundesrepublik Deutschland, auf der Weltausstellung in Brüssel 1958, gelang der internationale Durchbruch. Höhepunkte im bildhauerischen Schaffen im Bereich Kunst am Bau befinden sich in den „alten“ Bundesländern. Das Verzeichnis der Auftragswerke im öffentlichen Raum dokumentiert mehr als 220 Projekte.

Das künstlerische Schaffen dieses deutsch-deutschen Grenzgängers wurde in den Olymp gehoben durch eine Gedenkausstellung 1969 im Museumsbereich des Louvre/Paris.